BEOWULF
Beowulf-Text mit diakritischen Zeichen mit paralleler Übersetzung von Hugo Gering, bearbeitet von Benjamin Slade
Vielen Dank an Dr. Johann Köberl für deutsche Sprachkorrekturen
last updated on 15-06-2005
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Passagen auf Altenglisch zu hören)
VII |
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Hróðgár maþelode helm Scyldinga: |
456 |
Der Hüter der Scyldinge, Hrodgar, sagte: |
'Fére fyhtum, þú, wine mín Béowulf, |
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'Nach Kampf begierig, mein kühner Freund, |
ond for árstafum úsic sóhtest. |
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Hast holdgesinnt du uns heimgesucht. |
Geslóh þín fæder faéhðe maéste: |
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Dein Vater bestand den furchtbarsten Streit, |
wearþ hé Heaþoláfe tó handbonan |
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Als von seinen Händen Headolaf sank, |
mid Wilfingum· ðá hine gára cyn |
461 |
Der Wylfingersproß. Sein Speervolk |
for herebrógan habban ne mihte· |
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Konnt' schützen ihn nicht vor dem Schrecken des Krieges; |
þanon hé gesóhte Súð-Dena folc |
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Drum suchte er uns, die Süd-Dänen auf, |
ofer ýða gewealc, Ár-Scyldinga· |
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Überm schäumenden Meere, der Scyldinge Stamm. |
ðá ic furþum wéold folce Deninga |
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Schon damals beherrscht' ich der Dänen Gebiet, |
ond on geogoðe héold gimmeríce |
466 |
Kaum wehrhaft geworden, das weite Reich, |
hordburh hæleþa· ðá wæs Heregár déad |
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Der Helden Schatzhaus: Heorogar war |
mín yldra maég unlifigende |
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Jüngst heimgegangen, Healfdenes Sohn, |
bearn Healfdenes· sé wæs betera ðonne ic. |
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Mein älterer Bruder, besser als ich! |
Siððan þá faéhðe féo þingode· |
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Die Fehde dann schlichtet' ich friedlich mit Gold, |
sende ic Wylfingum ofer wæteres hrycg |
471 |
Übers Wasser hinüber den Wülfingen sandt' ich |
ealde mádmas· hé mé áþas swór. |
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Alte Schätze: er schwur mir Eide. -- |
Sorh is mé tó secganne on sefan mínum |
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Mit Scham nur meld' ich Männern den Schimpf, |
gumena aéngum hwæt mé Grendel hafað |
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Den Grendel mir antat aus grimmer Feindschaft |
hýnðo on Heorote mid his heteþancum |
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In Heorots Halle, der haßerfüllte. |
faérníða gefremed· is mín fletwerod |
476 |
Vom lieben Gefolge verlor ich manchen: |
wíghéap gewanod· híe wyrd forswéop |
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Der Helden viele riß herbes Geschick |
on Grendles gryre· god éaþe mæg |
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In Grendels Krallen -- Gott könnte leicht |
þone dolsceaðan daéda getwaéfan. |
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Des frechen Feindes Frevel verhindern! |
Ful oft gebéotedon béore druncne |
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Gar oft vermaßen sich metberauscht |
ofer ealowaége óretmecgas |
481 |
Beim Humpen sitzend beherzte Krieger, |
þæt híe in béorsele bídan woldon |
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Daß mit blitzenden Klingen im Biersaal sie |
Grendles gúþe mid gryrum ecga. |
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Den Streit mit Grendel bestehen wollten. |
Ðonne wæs þéos medoheal on morgentíd |
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Zur Morgenzeit war die Methalle dann |
drihtsele dréorfáh þonne dæg lixte, |
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Gefärbt mit Blut, wenn das Frühlicht glänzte, |
eal bencþelu blóde bestýmed |
486 |
Vom Tau der Schwerter troffen die Bänke, |
heall heoru-dréore· áhte ic holdra þý laés, |
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Der Halle Dielen. Der Helden Schar |
déorre duguðe þé þá déað fornam. |
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War minder wieder, durch Mord gelichtet! -- |
Site nú tó symle ond onsaél meoto |
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Nun setz' dich zum Mahle, du Siegberühmter! |
sigehréð secgum swá þín sefa hwette.' |
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Und frei vom Herzen laß fließen die Rede.' |
Þá wæs Géatmæcgum geador ætsomne |
491 |
Nun ward für alle die edlen Gauten |
on béorsele benc gerýmed |
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Im Biersaale die Bank geräumt |
þaér swíðferhþe sittan éodon |
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Und so setzten die kühnen Krieger sich nieder, |
þrýðum dealle þegn nytte behéold |
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Die trotzigen Degen. Ein Dienstmann trug, |
sé þe on handa bær hroden ealowaége |
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Beflissen des Amtes, die funkelnde Kanne |
scencte scír wered· scop hwílum sang |
496 |
Und schenkte das Bier. Es scholl aus des Sängers |
hádor on Heorote· þaér wæs hæleða dréam, |
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Mund ein Lied und munter zechten |
duguð unlýtel Dena ond Wedera. |
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In Jubel und Lust die Gauten und Dänen. |